Urkundliche Erwähnung fand Leisten das erste Mal im Jahr 1271. Aus dieser Zeit stammt auch das vormalige Rittergut, das auf dem noch bestehenden Gewölbekeller errichtet war. Der Ortsname Leisten könnte slawischen oder russischen Ursprungs sein und übersetzt „Haselnussort“ oder Waldort bedeuten. Er könnte aber auch vom Adelsgeschlecht von Lehsten (von Leisten) stammen.
Bei der Recherche nach der Geschichte und den Vorbesitzern sind wir darauf aufmerksam geworden, dass das Gutshaus, so wie es heute steht, durch Johann Wilhelm von Beust um 1870 erbaut wurde. Allerdings befindet sich unter dem Haus ein noch wesentlich älterer Gewölbekeller eines vormals errichteten Gebäudes. Dieser Keller stammt aus dem 13./14. Jahrhundert und beim Gang durch die tiefen Kellerräume mit Kreuzgratgewölbe und quadratischen Mittelstützen spüren wir noch den Hauch der Geschichte.
In das Vestibül unseres Gutshauses gelangen wir über die schöne geschwungene Freitreppe. Es handelt sich hierbei um einen einstöckigen Backsteinbau mit Krüppelwalmdach, der sich mit symmetrischen neun Achsen über dem hohen Kellergeschoß erhebt. Der aus Feldsteinen gebaute Sockel ist mit Rustikabänderung versehen, die in Verbindung mit dem ebenfalls verputzten Traufgesims die horizontale Wirkung verstärkt. An der Südostseite wurde das Gutshaus um 1900 durch einen eingeschossigen Anbau mit Walmdach ergänzt. Vermutlich diente der Anbau als Wirtschaftstrakt. Auf der Rückseite des Gutshauses fällt zudem der ebenfalls nachträglich gebaute Erker auf.
Tatsächlich lebten in unserem Gutshaus schon Ritter und Adlige, ab dem 19. Jahrhundert auch bürgerliche Besitzer.
Nach der Enteignung im Jahr 1945 diente das Gutshaus zeitweise als Dorfkulturhaus, Kino und auch als Ambulatorium.
Inzwischen hatte der stetige Verfall dem Gutshaus immer mehr zugesetzt. 1994 fand das Haus zurück in den Privatbesitz und wurde durch unseren Vorbesitzer ab 1997 unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes behutsam saniert. Eine Wohnanlage mit acht modernen, dauervermieteten Wohnungen ist entstanden.
Dennoch blieb im Gebäudeinneren die tradierte Ordnung erhalten. Eine Treppe führt hinter dem Vestibül zum Keller und Dachgeschoss. Auch sind noch einige Türen und Fensterrahmen im Original erhalten.
Beeindruckend sind die tiefen Kellergewölbe. Hier begegnet man noch Kreuzgratgewölben und quadratischen Mittelstützen. Eine mittelalterliche Eichentür mit Eisengitterstäben führt in einen kleinen Raum. Reste der Gutsküche sind noch zu erahnen.
Zwischen Gutshaus und Hofsee liegt ein Park von etwa 3500 m², der in der Mitte des 19. Jh. angelegt wurde. Heute dient der Park mit Haselnusssträuchern, Eschen, Ahorn, Eiben und Hainbuchen den Hausbewohnern als schöner Erholungs- und Aufenthaltsort.
Grundstück und Park grenzen unmittelbar an das Naturschutzgebiet Nordufer Plauer See und die Naturparks Nossentiner- und Schwinzer Heide.
Das Gut stellte für Ihre Besitzer und die vielen Angestellten die Lebensgrundlage dar. Auf der 720 ha umfassenden Gutsanlage in Leisten wurde seit etwa Ende des 19. Jh. Milch produziert. Ein weiterer Schwerpunkt lag außerdem in der Bullenaufzucht. Bei der Betrachtung eines alten Kartenausschnitts von 1806 fällt auf, dass die ehemalige Gutsanlage aus acht Gebäuden bestand. Wie auf einer Gutsanlage üblich, gehörte dazu zunächst das Gutshaus. Als Aufbewahrungsort für Futtermittel, Getreide und andere Güter diente zudem der Speicher. Vorhanden war ebenfalls eine Schmiede, die Remise und eine Stellmacherei, außerdem war ein Düngerschuppen, eine Feldscheune und ein Stall unentbehrlich.
Im Dorf wohnten die Landarbeiter, überwiegend Tagelöhner, die auf der Gutsanlage beschäftigt waren. Sie wohnten in Katen, von denen acht auf der genannten Karte verzeichnet sind. Über die Dorfstraße gelangte man durch ein großes Tor auf das Gelände des Gutshofes und dort zu den Arbeits- und Wirkungsstätten. Bedingt durch die Milchproduktion bestand die Notwendigkeit zu einem schnellstmöglichen Abtransport zur Weiterverarbeitung in der Molkerei in Malchow. Daher gab es ein zweites Tor in die andere Richtung. Hierdurch transportierte man die Milch über den sogenannten „Milchweg“ auf dem schnellsten Weg nach Karow und von dort per Eisenbahn zur Molkerei nach Malchow.
Oft wurden in den vergangenen Jahrhunderten Städte, Dörfer und Hofanlagen von Bränden heimgesucht. Ein solch verheerendes Unglück muss sich auch auf der Gutsanlage in Leisten zugetragen haben. Nachdem Johannes Schlutius die Gutsanlage zum Ende des 19. Jahrhunderts übernommen hatte, musste er nach einem großen Brand alle Stallgebäude des Hofes neu erbauen lassen. Ebenso wurde 1907 eine Schule gebaut. Das denkmalgeschützte Gebäude existiert noch heute und befindet sich im Privatbesitz.
In der jüngeren Geschichte fand nach dem zweiten Weltkrieg die Enteignung der Gutsbesitzer statt. Ein Teil der ehemaligen Gutsfläche, die Anfang des 20. Jh. noch 720 ha umfasste, wurde im Zuge der Bodenreform an 44 Siedler aufgeteilt. Eine LPG wurde im Jahre 1957 gegründet und war bis 1973 tätig. Nach und nach wurden die Gebäude der Gutsanlage ab den 60er Jahren abgerissen. Einzig der denkmalgeschützte, aber sanierungsbedürftige Speicher mit neobarockem Schmuckgiebel und welscher Haube existiert noch heute.
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